vom Kellerkerker bis zum Dachboden

1968 wurde ich mit einem Sammeltransport per Bahn von Wilhelmshaven dorthin verschickt. Ohne Vorgespräch mit den Eltern… Ein tiefsitzender Schock, der durch die 6 Wochen dort entstand. Angefangen von der “Ernährung” (Morgends ein Käsebrot mit Kamillentee, Mittags Haferschleim und ein Apfel, Abends wieder Käsebrot), die mich dermaßen abmagern ließen, das ich bei meiner Rückkehr von meiner Mutter und meiner Oma nicht wiedererkannt wurde. Bestrafungen waren an der Tagesordnung, egal was das “Vergehen” war. Meistens Schläge auf den Hinterkopf oder mit dem Stielende eines Teppichklopfers auf den blanken Hintern. Danach wurde man neben dem Waschraum oder im Keller in einen halbdunklen Raum OHNE Toilette, ohne Essen/Getränke den Rest des Tages eingesperrt. Post der Verwandtschaft oder der Eltern wurde grundsätzlich erst einmal durchsucht. Das Geld (meist 5 DM) wurde durch das Personal einbehalten mit der Begründung “das ist für die Wäsche”. Als ich mich dagegen wehrte, setzte es die heftigste Tracht Prügel in meinem Leben. Anschließend wurde ich ins Bett gesteckt und musste einen Ziegelstein auf meiner Brust festhalten. Die Tage danach wurde ich in jedem Bereich isoliert. Alleine am Tisch etc. Die Rückkehr nach 6 Wochen brachten den nächsten Schock für meine Eltern. Aufgrund der Mangelernährung war ich kränker als zu Beginn der “Kur”. Abgemagert bis auf die Knochen…. Die Bäderbehandlung war auch eine Tortur. Wir wurden in Bad Wildungen in die eiskalten Mineralbäder gesteckt, ob wir wollten oder nicht. Teilweise regelrecht “reingeschmissen”. Ein Junge in der Wanne nebenan wurde dabei Ohnmächtig und die “Bademeisterinnen” holten ihn mit massiven Ohrfeigen zurück. Es waren für mich die massivsten Erfahrungen in meinem jungen Leben, so das ich selbst nach Jahrzehnten noch manchmal davon träume…