Christiane B.
Verschickungsheim: Kinderheim Sonnleiten in Riezlern
Zeitraum (Jahr): ca.1957
Welche Arten von Misshandlungen/Missbrauch gab es?: beides
Hat man nach so vielen Jahrzehnten noch Erinnerung an diese 6 Wochen “Kur” in der schönen Alpen-Landschaft in diesem hübschen Haus, wo die 6-Jährige auf dem Foto scheinbar so fröhlich lacht in ihrem Indianerkostüm auf dem Ski-Hang?
Es ist sicher manchmal nicht leicht, eine Horde sehr unterschiedliche Kinder einigermaßen diszipliniert durch Tag und Nacht zu bringen, aber schlaglichtartig tauchen bei mir schlimme Erinnerungen auf.
Es wurde eine Art Skischule abgehalten, ich schaffte es aber nicht, um auf den Berg hochzukommen, den dort vorhandenen Bügellift zu benutzen, ich war zu klein, aber nirgendwo Hilfe. Immer wieder neue Versuche, dann kam ich allein bis zur Hälfte der Liftstrecke, ca. 500m und fiel wieder raus. Nachfolgende Lift-Skifahrer kümmerten sich nicht, auch niemand vom Sonnleiten. Tiefer Schnee, ich rappelte mich irgendwie auf, einen Skistock hatte ich verloren, die Skibindung kaputt. Nach ca. 2 Stunden kam ich im Haus Sonnleiten an, Mir ging es ziemlich schlecht ich war unterkühlt , mein Bett in einem Schlafsaal für ca.10 Kinder war für 2 Tage mein Krankenlager. Natürlich konnten meine Mitbewohner keine Rücksicht auf mich nehmen, auch wurde ich von allen Aktivitäten ausgeschlossen. Essen musste ich allein auf dem Flur. Irgendwie erinnere ich mich, dass wir abends nichts trinken durften, wahrscheinlich damit niemand ins Bett macht. Ich hatte aber so einen Durst und schlich mich in den Gang, wo ein kleines Waschbecken mit Wasserhahn war. Plötzlich wurde ich von einer “Tante” an den Haaren hochgerissen und schlug mit dem Hinterkopf an den Wasserhahn….
Ja, wir sollten auch Briefchen nach Hause schreiben, ist doch alles so schön hier nicht wahr, Kinder, wurde uns “vorgeschrieben”…..