Agnes Menzel geb. Wolff
Verschickungsheim: Tutzing am Starnberger See
Zeitraum (Jahr): 1958
Welche Arten von Misshandlungen/Missbrauch gab es?: beides
Ich war 8 Jahre alt. Weil ich angeblich zu dünn war, wurde ich in das Kindererholungsheim Tutzing am Starnberger See geschickt. Der sechs wöchige Aufenthalt war traumatisch. Ich wurde zum Essen gezwungen und mußte immer wieder Gerichte aus gekochter Milch essen, die bei mir einen Brechreiz auslösten und noch immer auslösen.. Das Erbrochene mußte wieder gegessen werden. Wegen des Erbrechens gab es Ohrfeigen.
Der Tagesablauf bestand aus Spaziergängen und Bettruhe. Morgens gingen wir spazieren. Nach dem Mittagessen 2 Stunden Bettruhe. Danach wieder Spazierengehen und nach dem Abendessen , welches aus Milchsuppen bestand, dann die Nachtruhe. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es ein Spielzimmer oder Spielzeug gab.
Während der vielen Bettruhen gab es ein Toilettenproblem, da wir nicht aufstehen durfen. So wurden wir zu Bettnässern.
Beim offiziellen gemeinsamen Toillettengängen wurde für “Groß” zwei Blätter Toilettenpapier vergeben, für “Klein” gab es kein Toilettenpapier.
Insgesammt war die Betreuung lieblos und ich sehr traurig.
Rückblickend habe ich den Eindruck, dass die betreuenden “Fräuleins” keine pädagogische Ausbildung hatten.