Von: Joachim Kick Mein Heim: Georgi Haus Lenggries Zeitraum der Verschickung 11-12/1971 Meine Geschichte: Ich wurde im November 1972 wegen Asthma nach Lenggries geschickt, ins Georgi Haus. Das sind jetzt 49 Jahre her. Ich habe immer wieder daran gedacht, mir Gedanken gemacht, warum es dort so schlimm war. Eine Antwort würde mir verwehrt. Ich dachte mir außerdem, daß ich wohl das Pech hatte ins falsche Kurheim geraten zu sein. In meinem Kopf war diese Zeit immer, Erlebnisse waren nur wenige in Erinnerung. Bis ich gestern auf die Geschichte der Verschickungskinder gestoßen bin. Neugier trieb mich an diesen Bericht zu lesen, weil ich mir nichts darunter vorstellen konnte. Mir fiel es wie Schuppen aus den Haaren. Ich sah mich selbst wieder, Erinnerungen wurden wach. Auf der Seite Verschickungskind Punkt de fand ich ein paar Berichte von Leuten die auch dort waren und ein Foto von ein paar Kindern mit einer Betreuerin. Sie war mir sofort bekannt und ich bekam Wut. Und dann stand da noch der Name dieser Betreuerin - Donatella! Wie ein Blitz schoß es in meinen Kopf, ja, das war sie, dieses elende Miststück, diese Person, die uns Kinder dort wie Scheiße behandelt hat. Und nun kommen immer mehr Erinnerungen hoch, auch durch die Berichte der anderen Betroffenen. Es war definitiv widerlich was dort gelaufen ist. Schon beim Eintreffen wurde unser Gepäck kontrolliert und Süßigkeiten und Kuscheltiere konfisziert. An das Essen kann ich mich nicht bzw nur an diese widerliche Grütze erinnern. Und an den Hagebuttentee, den ich hasse wie die Pest. Warum wohl? Es musste immer alles gegessen und getrunken werden. Da sass man manchmal lange. Kontakt mit den Eltern war schriftlich möglich, allerdings wurden die Briefe zensiert. Telefonieren durfte man auch, aber nur unter Bewachung, damit keine Infos nach außen drangen. Nachts durfte man nicht auf die Toilette. Manche Kinder machten dann ins Bett, wer trotzdem auf die Toilette ging und erwischt wurde, der musste nackt die ganze Nacht in der Strafecke stehen. Ein Nikolauspaket von meiner Familie mit vielen Süßigkeiten wurde konfisziert. Ich fragte damals, ob mein Paket angekommen sei. Man sagte nein, aber ich habe mein Paket gesehen, es war für den Eigenbedarf des Personals gedacht. Immerhin bekam ich zum Nikolaus einen kleinen Nikolaus. Ich wußte aber wo meine Süßigkeiten verschlossen gelagert wurden. Mit einem "Mithäftling" habe ich die Lage ausspioniert und in einem unbemerkten Augenblick haben wir einen Schlüssel "geklaut" und uns an meinen Süßigkeiten bedient. An einem Tag kam ein Zauberer oder so etwas ähnliches, bei dem wir von unserem Taschengeld etwas für unsere Eltern kaufen mussten. Eine weibliche Person vom Personal, ich habe keine Ahnung in welcher Funktion sie war, war zu uns Kindern sehr freundlich. Sie war meiner Erinnerung nach immer Abends da. Ich bekam von ihr Augentropfen für meine verklebten Augen. Sie hat immer darum gebeten nichts zu sagen zum anderen Personal. An Spaziergängen kann ich mich erinnern, aber nicht genau. Was sonst dort gemacht wurde an "Kurleistungen" kann ich mich auch nicht erinnern. Ich bin froh auf die Verschickungskinder-Seiten gestoßen zu sein. Jetzt werden mir so manche Verhaltensweisen von mir klar, Macken die ich habe. Die haben ihre Wurzeln in der Kur im Georgi Heim in Lenggries, vor 49 Jahren. Wenn ich die Oberbetreuerin Donatella heute treffen würde, dann würde ich ihr direkt in ihre widerliche Visage spucken. Aber wahrscheinlich schmort sie schon in der Hölle