Von: Baldian Loth Mein Heim: Caritashaus Feldberg im Schwarzwald Zeitraum der Verschickung: 26.06. - 06.08.1962 Meine Geschichte: Ich war in dem o.g. Zeitraum auch als "Verschickungskind" in diesem als "Erholungsheim" deklarierten Heim. Es war keine Erholung sondern ein 6-wöchiger Horrortrip! Für jeden "Furz" den man lies mußte man die Gruppen"tante" fragen ob man auf's Klo gehen darf. Was soll sowas? Nachts war Toilettengang verboten. Vor lauter Langweile wußten die Gruppen"tanten" nicht wohin sie mit uns am Nachmittag spazieren gehen sollten. Mindestens 90% der ganzen "Kur" liefen wir die selbe Wegstrecke. Das Essen war ein Fraß, den man eher Schweinen vorsetzen konnte als uns Kindern. Mir ist dieses Heim in äußerst schlechter Erinnerung. Ich nannte es als ich wieder zu Hause war, "Klein Auschwitz"...! Mich würde mal interessieren, ob der damalige Heimleiter Nazi-Vergangenheit hatte. Ich vermute fast, daß in vielen Heimen dieser Art die Leitung eine solch unrühmliche Vergangenheit hatte. Wundern würde mich das nicht. Man kann schon mit Fug und Recht diese ganzen Heime schon als "Kinder-KZ" bezeichnen. Anscheinend hat sich hier so mancher Alt-Nazi hier ausgetobt... :-(( Wie ich kürzlich in Erfahrung bringen konnte: Der Amtsarzt der mich beim ersten Mal verschickt hatte, war von 1946...1961 Amtsarzt in einem Landkreis in Oberhessen. Vor seiner "Dienstzeit" war er Militärarzt. Das kann nur im sog. "Dritten Reich" gewesen sein. Folglich mußte er wohl "linientreuer" Nazi gewesen sein, sonst hätte er diesen Posten nicht bekommen. Mir wurde gesagt, daß er mit Kindern überhaupt nicht umgehen konnte. Das hat man auch bei den Reihenuntersuchungen in den Schulen gemerkt... wie er die Kinder angeschrieen hatte - wie auf dem Kasernenhof. Ich konnte ihn nicht leiden - es war ein verdammter Schweinehund ! - und ich verzeihe ihm heute auch nicht, auch wenn ihn längst das Zeitliche gesegnet hat. Es war der typische "Halbgott in weiß" !! Wenn man all dies vorher weiß, wundert es einen nicht, wenn die Kinder dann Angst hatten vor dem Doktor, oder auch vor den Ärzten in den Verschickungsheimen. Die können nicht besser gewesen sein. Wer weiß wieviel Alt-Nazis da noch ihr Unwesen trieben... Eine weitere Begebenheit zu diesem Heim fällt mir noch ein: Wie UNVERANTWORTLICH diese sog. "Kindertanten" handelten wird an folgendem Beispiel deutlich: Wir gingen eines Nachmittags beim Spaziergang den sog. "Felsenweg" (vielleicht kennt jemand diesen Weg). Der Weg war nicht sehr breit, aber... direkt neben dem Weg herrschte akute Absturzgefahr (auf die auch ein Schild am Weg hin wies!) wo eine steile Felswand mehr als 100 Meter in die Tiefe ragte und unten war ein kleiner See (der "Feldsee"). Hier sieht man deutlich, wie unverantwortlich das Personal gewesen ist. Zum Glück ist nichts paasiert, aber man stelle sich vor, ein Kind wäre bei der Wanderung abgestürzt.... Von einer Klassenkameradin die 1 Jahr vor mir in diesem Heim war, erfuhr ich vor wenigen Tagen, daß auch sie viele negative Erfahrungen dort gemacht hat.
Halbgott in weiß
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